Start-Knopf für Neugründungen durch Geflüchtete

Start-Knopf für Neugründungen durch Geflüchtete

Die neue START AB - Fachstelle für Beratung und Information von Gründungswilligen und Gründer*innen mit Fluchthintergrund setzt sich in Essen für die Förderung von Gründungen durch geflüchtete Menschen ein. Die Fachstelle leistet in erster Linie muttersprachliche Verweisberatungen und organisiert Informationsveranstaltungen rund um das Thema Existenzgründung. Am 11. Mai 2022 haben die institutionellen Partner des Projektes, die im Projektbeirat vertreten sind, den Start-Knopf für die praktische Arbeit des Projektes gedrückt. 

Mehr als jeder fünfte Selbständige in Deutschland hat eine Einwanderungsgeschichte, 860.000 von 3.957.000 Unternehmer*innen in Deutschland haben ausländische Wurzeln. Auch immer mehr Geflüchtete gründen ein Unternehmen. Die Ergebnisse einer Befragung des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) zeigen, dass bereits sieben Prozent der erwerbstätigen Syrer*innen in Essen mit einer selbständigen Tätigkeit begonnen haben, zwei Prozent mit bis zu fünf Beschäftigten und ebenso viele mit mehr als fünf Beschäftigten. Drei Prozent sind in freien Berufen tätig.


START AB-Fachstelle vermittelt unternehmerisches Know-How


Allerdings wird nicht jede Gründung zu einer Erfolgsgeschichte, manchmal fehlen unternehmerisches Know-how, finanzielle Möglichkeiten oder Vorbereitungszeit. START AB unterstützt Menschen, die im Zuge der großen Fluchtmigration 2015/2016 und in folgenden Jahren nach Deutschland gekommen sind und sich selbständig gemacht haben oder eine Selbständigkeit konkret planen. Durch muttersprachliche, aufsuchende Beratungs- und Informationsarbeit informiert das Projekt über vorhandene Förderinstrumente und übernimmt eine Brückenfunktion zwischen den Gründer*innen und städtischen Akteuren bzw. weiteren Institutionen, die für die Unternehmensgründung und -festigung relevant sind. Darüber hinaus trägt die Fachstelle zur Verbesserung des Wissensstands über Unternehmer*innen mit Fluchthintergrund bei.


Das Modellprojekt wird vom Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Essen gefördert und vom ZfTI-Programmbereich „Interkulturelle Kommunikation und Arbeitsmarktintegration“ durchgeführt. Die Arbeit wird von einem Expert*innenrat begleitet, dem Vertreter*innen der Agentur für Arbeit Essen, der IHK zu Essen, des Instituts für Arbeit und Technik (IAT), des Kommunalen Integrationszentrums Essen, des Jugendamts Essen, des Jobcenters Essen, der Regionalagentur MEO/EWG, des Essener UnperfektHauses und des ZukunftsZentrumZollverein – Triple Z angehören.


Muttersprachliche Informationsarbeit


Die Beratung und Informationsarbeit der Fachstelle wird von Dr. Mohammad Alabboud koordiniert, der vor fünf Jahren aufgrund des syrischen Bürgerkriegs seine Heimat verlassen musste. Der ehemalige Dekan der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät im ostsyrischen Deir-ez-Zor bringt in hohem Maße theoretische, anwendungsbezogene wie auch sprachliche Kompetenzen mit, was sowohl den Ratsuchenden als auch dem wissenschaftlichen Auftrag des Modellprojektes zugutekommt. Die muttersprachliche Informations- und Beratungsarbeit adressiert in erster Linie arabischsprachige Zuwanderer und Zuwanderinnen. Die Angebote sind aber für alle Gruppen von Zuwanderern und Zuwanderinnen offen, die in Essen leben oder in Essen gründen möchten bzw. hier geschäftlich aktiv sind.


Die Angebote der neuen Fachstelle umfassen alle Phasen der Unternehmensgründung und richten sich sowohl an die Menschen, die vor der Gründungsentscheidung stehen, als auch an denjenigen, die bereits gegründet haben und ihr Unternehmen festigen möchten.


Erkenntnisgewinnung für die Förderung weiterer Zuwanderergruppen


Die START AB Fachstelle zählt zu den wenigen Initiativen bundesweit, die sich für die Förderung von Gründungen durch Zuwanderer und Zuwanderinnen einsetzen. In Zusammenarbeit mit dem IAT, das in Gelsenkirchen und Dortmund ähnliche Projekte koordiniert, möchte das ZfTI die gewonnenen Erkenntnisse zur Unterstützung der Gründer*innen mit Fluchtgeschichte in die Wissenschaft und in weitere Regionen transferieren.


Im Rahmen des Projektes wird ein Netzwerk mit Unternehmens- und Steuerberater*innen aufgebaut, die die Gründungswilligen und Gründer*innen fachlich unterstützen können. Interessierte Unternehmens- und/oder Steuerberater*innen können mit der Projektleitung (Cem Sentürk, 0201/3198-106, sentuerk@zfti.de) Kontakt aufnehmen.


Mehr Informationen über das Projekt finden Sie unter www.start-ab.nrw.

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