Migrationsbezogene Organisation und Interessenvertretung

Migrationsbezogene Organisation und Interessenvertretung


Programmverantwortlicher: apl. Prof. Dr. Dirk Halm / Telefon: +49 201  3198-302 / Fax: +49 201 3198-333 / E-Mail: halm@zfti.de

Das Programm ist disziplinär in der Politischen Soziologie verortet und versteht sich als Beitrag zu einem besseren Verständnis der Mesoebene von Partizipation einerseits und Governance andererseits: Welchen Beitrag leisten Organisationen, insbesondere Organisationen von Migrantinnen und Migranten, zu einer migrationsbezogenen Interessenvertretung, aber auch dazu, staatliche Integrationspolitik zu unterstützen? Als Ergänzung der Mikro- und Makroperspektive in der Migrationsforschung, die entweder individuelle Merkmale (z.B. sprachliche und kognitive Kompetenzen des Einzelnen, die Bildungsorientierung von Familien) oder sozialstrukturelle Gegebenheiten (z.B. den Arbeitsmarkt) in den Blick nehmen, besteht großer Forschungsbedarf dazu, wie Organisationen zwischen den Ebenen vermitteln, zur Bildung von Sozialkapital beitragen, Integrationsorientierungen beeinflussen und Interessen artikulieren. 


Das Programm steht in einer langen Tradition der Arbeiten des ZfTI zu migrationsbezogenen Organisationen, beginnend 1999 mit der ersten Bestandsaufnahme von Organisationen im Land NRW, damals gemeinsam mit dem Institut für Politikwissenschaft der Universität Münster. Dem folgten Bestandsaufnamen und Analysen der muslimischen Gemeinden in Deutschland, des migrationsbezogenen Verbändefeldes in NRW sowie weitere allgemeine und fallbezogene Arbeiten, auch international vergleichend. Dabei ist der Gegenstand des Programms ein ausgesprochen dynamischer, indem sich das Feld der migrationsbezogenen Organisationen in der Folge sozialen Wandels ihrer Klientel ebenfalls rasch verändert. Auch aus dieser Dynamik folgen die wissenschaftlichen Kernfragen des Programms: 


  • Wie entwickeln sich migrationsbezogene Organisationen im Verhältnis zum Sozialintegrationsprozess ihrer Klientel? Inwiefern hängen beide Entwicklungen voneinander ab? 
  • Wie bestimmen unterschiedliche nationale und transnationale Rahmenbedingungen und Gelegenheitsstrukturen die Arbeit migrationsbezogener Organisationen? 
  • Wie verhalten sich nationale und transnationale Orientierungen der Organisationen zueinander? Wovon hängen solche Orientierungen ab? 


Die Arbeit im Programm will nicht nur zu einem besseren Verständnis politischer Prozesse in Einwanderungsgesellschaften beitragen, sondern auch zum Empowerment zivilgesellschaftlicher Akteur*innen, seien sie migrationsgeprägt oder nicht, ebenso wie zum Einbezug migrationsbezogener Organisationen in öffentliche Förderung und Governance. 


Das Programm weist insbesondere Schnittstellen mit dem ZfTI-Programm „Transnationale Verbindungen Deutschland-Türkei” auf, angesichts einer großen Zahl in Deutschland tätiger Migrantenorganisationen mit Türkeibezug, ebenso wie zum Programm zu Sozialstruktur und gesellschaftlichem Zusammenhalt, für die die migrationsbezogenen Organisationen wichtige Akteurinnen sind.

Projekte:

Identitäten und Konfliktbeteiligung in der Migration. Organisationshandeln und Entwicklung jüdischer Gemeinden in Deutschland angesichts des Russland-Ukraine-Krieges


Das ZfTI entwickelt 2024 gemeinsam mit dem Steinheim-Institut im Rahmen des JRF-Leitthemas „Globalisierung und Integration“ im Konsortium einen Fördertrag zur Situation jüdischer Gemeinden in Deutschland vor dem Hintergrund des Russland-Ukraine-Krieges, dessen Ziel sowohl ein (grundlagenorientiertes) empiriebasiertes Verständnis für das Handeln religiöser Organisationen in transnationalen Kontexten ermöglicht als auch (anwendungsorientiert) mögliche Bearbeitungsstrategien für in Deutschland manifeste grenzüberschreitende Konflikte identifiziert.

Publikationen:

Halm, Dirk/Sauer, Martina/Ünlü, Yüksel (2023): Angebote und Infrastrukturen der muslimischen einschließlich alevitischen Gemeinden in Deutschland 2022. Baden-Baden: Nomos. (open access)


Fragebogen zur Studie


Halm, Dirk/Söylemez, Seçkin (Mitarbeit Caner Aver) (2023): Verbandliche Interessenvertretung und Kooperationspotenziale auf dem migrantischen Organisationsfeld in NRW. Baden-Baden: Nomos. (open access)


Halm, Dirk/Sauer, Martina (2022): Cross-Border Structures and Orientations of Migrant Organizations in Germany.In: Journal for International Migration and Integration, 24(1), S. 44-69.


Uzun, Fatma (2022): Literarisch inspirierte Heimatvorstellungen in Westfalen. Tradition und Innovation in grenzüberschreitenden Bezügen. Essen: ZfTI. (open access)


Halm, Dirk/Naqshband, Saboura/Nowicka, Magdalena/Sauer, Martina (2020): Wohlfahrtspflegerische Leistungen von säkularen Migrantenorganisationen in Deutschland, unter Berücksichtigung der Leistungen für Geflüchtete. Baden-Baden: Nomos. (open access)


Fragebogen zur Studie


Halm, Dirk/Sauer, Martina (2019): Migrantenorganisationen. In: Röder, Antja/Zifonun, Darius (Hrsg.): Handbuch Migrationssoziologie. Wiesbaden: Budrich.


Halm, Dirk/Sauer, Martina (2018): Evaluation der Projekte zur Qualifizierung islamischer und alevitischer Wohlfahrtspflege

in NRW1 - Wesentliche Ergebnisse. Essen: ZfTI. (open access)


Halm, Dirk/Sauer, Martina (2018): Qualifizierungsbedarfe muslimischer Gemeinden im Bereich sozialer Dienstleistungen. In: Soziale Passagen, 10(2), S. 321-326.


Halm, Dirk/Söylemez, Seçkin (2017): Positionen von Migrantenorganisationen in grenzüberschreiten-den politischen Debatten. Das Beispiel der „Armenien-Resolution“ des Deutschen Bundestages. In: Leviathan - Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, 45(2), S. 221-254. (open access)


Halm, Dirk (2016): Potenzial von Migrantenorganisationen als integrationspolitische Akteure. In: IMIS-Beiträge, 20(47), S. 37-68. (open access)

 

Halm, Dirk/Sauer, Martina (2016): Soziale Dienstleistungen der in der DIK vertretenen religiösen Dachverbände und ihrer Gemeinden. Studie im Auftrag der DIK. Berlin: DIK. (open access)

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