Wie tragen säkulare Migrantenorganisationen zur Wohlfahrtspflege in Deutschland bei?

Wie tragen säkulare Migrantenorganisationen zur Wohlfahrtspflege in Deutschland bei?

 

Die Freie Wohlfahrtspflege ist ein der Säulen des deutschen Sozialstaats. Welche Rolle spielen säkulare Migrantenorganisationen in diesem Bereich? Welche Leistungen erbringen sie, nicht zuletzt für Geflüchtete? Diesen Fragen sind Forscher*innen des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) und des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) nachgegangen, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Das DeZIM-Institut veröffentlicht die zentralen Ergebnisse jetzt in einer Briefing Note. 


Durch Einwanderung und Fluchtmigration verändert sich unsere religiös und weltanschaulich vielfältige Gesellschaft weiter. Das wirkt sich auch auf die Wohlfahrtspflege aus. Migrantenorganisationen – und vermehrt auch Organisationen von Geflüchteten – treten als neue Akteure hinzu und bieten bedarfsorientierte soziale Dienstleistungen an. Das ZfTI und das DeZIM haben nun erstmals Umfang, Qualität und Bedingungen der wohlfahrtspflegerischen Dienstleistungen und Angebote untersucht, die von Migrantenorganisationen in Deutschland erbracht werden. Demnach richten sich die meisten der befragten Migrantenorganisationen mit mindestens einem Angebot an Jugendliche. Meist sind das Freizeitangebote. Fast zwei Drittel richten sich mit mindestens einem Angebot an Geflüchtete und helfen ihnen zum Beispiel dabei, sich im Alltag in Deutschland zu orientieren. Knapp die Hälfte richten sich mit mindestens einem Angebot an Senior*innen und bieten Hilfe bei Übersetzungen und Behördengängen an. Immerhin 16 Prozent aller befragten Migrantenorganisationen arbeiten mit Behinderten, und 12 Prozent bieten Pflegeberatung an. Rund die Hälfte der befragten Organisationen kooperieren mit  Schulen. Die Ergebnisse der Studie bieten der Politik Anhaltspunkte, um konkrete Fördermaßnahmen ergreifen zu können. 


„Säkulare Migrantenorganisationen agieren flexibel und nah an ihren Zielgruppen, denn sie besitzen ein besonderes Verständnis für die Biographien und die Lebenssituation ihrer Klientel. Sie bieten vor Ort eine große Bandbreite an Unterstützung an und vermögen es in besonderer Weise, Ehrenamtliche zu mobilisieren. Doch bisher haben sie nicht gleichberechtigt an den Strukturen der deutschen Wohlfahrtspflege teil“, sagt Prof. Dr. Dirk Halm vom ZfTI. „Viele erbringen ihre Angebote außerhalb dessen, was als „Regelförderung“ bezeichnet wird. Nur ein gutes Drittel aller befragten Migrantenorganisationen gab an, als Träger*innen von sozialen Dienstleistungen anerkannt zu sein.“


„Damit Migrantenorganisationen ihre Angebote für ihre Zielgruppen weiterentwickeln können brauchen sie einen besseren Zugang zu den Finanzierungsmöglichkeiten, die für soziale Dienstleistungen bestehen“, sagt Prof. Dr. Nowicka vom DeZIM-Institut. "Migrantenorganisationen sollten auf dem Weg in die Regelförderung unterstützt werden. Für diejenigen Organisationen, die keine Regelförderung anstreben, wären niedrigschwellige Förderangebote sinnvoll. Gremien und Förderprogramme müssen so zugeschnitten sein, dass sie Migrantenorganisationen als gleichwertige Partner*innen einbeziehen können."

 

Die Briefing Note "Wie tragen säkulare Migrantenorganisationen zur Wohlfahrtspflege in Deutschland bei?" wurde von Prof. Dr. Magda Nowicka (DeZIM-Institut) und Prof. Dr. Dirk Halm (ZfTI) verfasst und ist hier abrufbar: 

Briefing Note ansehen

Die im Nomos-Verlag im open access erschienene Langfassung der Studie finden Sie hier:

Langfassung der Studie
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